Essdramaqueens

Mädchen essen wie die Mütter

Hauptsache wenig am Teller

WIEN – Mode und Kosmetik, ausgehen und Spaß haben, alles betexten– so schaut die Welt der heutigen Mädchen aus. Die neueste Diät? Geil! Ganz besonders beliebt sind Ratschläge, die von weiblichen „Ernährungsberatern“ kommen. Wie junge Frauen essen, wie sie (fallweise) kochen und wie man sie zu etwas gesünderem Essverhalten bringen könnte, war Thema eines Symposiums, in dessen Rahmen auch das Kochprojekt „QueensLounge“ präsentiert wurde. Es zeigt die enge Verflechtung von Schönheitskultur und mütterlichem Vorbild mit den durchwegs fatalen jungdamenhaften Essgewohnheiten.

Selten stimmen Klischee und Wirklichkeit – noch immer – so überein wie beim weiblichen Ernährungsverhalten. Das belegen auch Daten und Fakten, die im Rahmen des vom forum.ernährung heute veranstalteten Symposiums „Wie isst Frau? Wie kocht Frau– Ernährung von weiblichen Jugendlichen“ präsentiert wurden. Junge und nicht ganz junge Frauen lieben programmatisches Essen, vor allem Diäten. Mit „gesundem Appetit“ kann man sie jagen, und sie haben auch ein Problem mit der eigenen Verdauung.

Die psychischen Folgen des mangelnden Realitätsbewussteins bezüglich des eigenen Körpers sind hinlänglich bekannt: „Frauen fühlen sich zu dick, bis sie Essstörungen haben. Solange ihnen ihr Körper im Spiegel nicht gefällt, ist für sie alles tragisch“, so die deutsche Diplompsycholoign Hanna Neugeld über die erstaunliche Fähigkeit des schönen Geschlechts, sich selbst fettzudenken. Wobei Daten zeigen, dass junge Frauen die Gesundheit durchaus wichtig nehmen, ausreichendes und ausgewogenes Essen jedoch kein Thema ist.

Die Expertin für Frauengesundheit und Geschäftsführerin der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niederbayern räumt ein, dass „die Frauen“ natürlich keine homogene Gruppe seien und ein differenzierter Blick auf Lebenslagen notwendig sei. Sozialer Status, Beziehungsleben, Alter und etliche andere Faktoren beeinflussen das Gesundheitsbewusstsein. „Die Wurzel des Problems bleibt jedoch, dass Frauen sich selbst anders wahrnehmen, als sie von Männern bzw. Umwelt erlebt werden.“

Aus dieser unterschiedlichen Wahrnehmung zwischen den Geschlechtern ergibt sich eine fast unüberwindbare Hürde beim Versuch, Botschaften über „vernünftige Ernährung“ an die Frau zu bringen. Besonders unbeliebt machen sich dabei Männer (z.B. Ärzte) als Vermittler. Warum? „Es wird mit den falschen Worten gearbeitet. Mit Wörtern, die zum Teil nicht im weiblichen Wortschatz vorkommen, wie beispielsweise ,Normalgewicht‘ oder ,realistisch‘“, so die Expertin. Darüber hinaus werde in den Lifestyle-Medien zu viel darüber gesprochen, was alles besser zu machen wäre. „Frauen neigen dazu, auf gute Tipps mit totaler Kritiklosigkeit zu reagieren.“

Viele Frauen haben kein entspanntes Verhältnis zum Essen: Sie essen mal zu viel, mal zu wenig, zu einseitig oder zu unregelmäßig. Was passiert, wenn diese Frauen Kinder kriegen? Werden diese Essprobleme weitergegeben?

Wir haben uns mit dem Psychologin Dr. Martina Rothberg unterhalten. Sie leitet die Deutsche Forschungsinitiative an der Universität Bremen.

Frau Dr. Rothberg, was passiert, wenn Frauen mit Essproblemen Kinder kriegen? Vererben die ihre Essstörungen weiter?
Dr. Martina Rothberg: Dann steigt das Risiko, dass auch die Kinder später Essstörungen bekommen. Kinder entwickeln ihr Verhältnis zum Essen und zu bestimmten Nahrungsmitteln vor allem durch Vorbilder. Neigen Mütter z. B. dazu, sich in angespannten Situationen schnell und unkontrolliert irgendwas in den Mund zu schieben, lernen auch die Kinder nicht, wie man mit Stress, Angst oder Wut konstruktiv umgeht.

Nun leben Essgestörte solche Essanfälle ja meistens heimlich aus, bei den Mahlzeiten essen sie oft eher wenig und sehr diszipliniert …
Ja, und auch hier wird dann eine negative Botschaft weitergeben, die vor allem bei den Töchtern ankommt, nach dem Motto: “Oh, essen ist gefährlich, man muss unheimlich aufpassen, sonst wird man dick, und das ist schrecklich.”

Das passiert aber doch erst in der Pubertät?
Nein – ein Viertel aller Mädchen unter zehn hat schon mal Diät gemacht. Und auch schon Kleinkinder spüren etwas von diesem Geist. Wir wissen etwa, dass bulimische und magersüchtige Mütter ihre Kinder viel öfter streng nach Plan füttern. Weil sie selbst kein richtiges Hunger- und Sättigungsgefühl mehr haben, erkennen sie die Bedürfnisse des Kindes nur schwer und orientieren sich lieber an Packungsangaben oder einem vom Arzt vorgegebenen Stundenrhythmus.

Sind denn immer nur die Mütter schuld?
Natürlich. Für Frauen sind die Themen Mode, Kosmetik, Schönheit, Figur, Essen, Gewicht identitätsstiftend – das hat aber gesamtgesellschaftliche Auswirkungen und bestimmt unsere Rollenbilder. Genauso wie die Tatsache, dass es die Mütter sind, die nach der Geburt zu Hause bleiben, die Kinder stillen und sich dann auch später die Domäne reservieren, sich ums Essen zu kümmern.

Was kann denn eine Mutter tun, die von sich selbst weiß: Ich bin beim Essen komisch? So ein Problem kann man ja nicht von heute auf morgen ändern!
Eine echte Essstörung wie Bulimie oder Magersucht muss immer therapeutisch behandelt werden. Unabhängig davon sollten sich Mütter aber klarmachen, dass ein Kind erst mal das Recht hat, beim Essen alles auszuprobieren: dazu gehören Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, aber auch der Lolli mit Farbstoff, Schokolade oder Pommes und Döner.

Müttern mit Essproblemen, fällt es oft schwer, das zuzulassen?
Ja, denn sie haben ein sehr enges Spektrum an erlaubten Nahrungsmitteln. Das Gleiche gilt aber übrigens auch für Familien, die auf gesund fixiert sind und nur Körner, bio und öko essen. Oder für Vegetarierfamilien, die nervös werden, wenn das Kind ganz wild auf Wiener ist.

Kritische oder abwertende Kommentare zu Gewicht, Figur oder Essverhalten des Kindes sollte man sich also möglichst verkneifen?
Ja. Kritische Sprüche über die eigene Figur im Beisein der Kinder übrigens auch. Und wenn man sich schon täglich wiegen muss, dann nicht vor den Kindern.


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