Mal abgesehen davon, dass ich nicht sehe
… schreibe ich trotzdem:
Philipp Gut verbrämt seine Ablehnung von Homosexualität
Einer der Volksprediger des gehorsamen Befolgens des dringenden Ethikrates des anthropophoben Zeitgeistes hat unter mehr als 400 beipflichtbewußten Dankschreiben für die plumpe demagogische Gefälligkeit, mit der er sie gegen die Gefahr der Infektion mit abweichenden ideologischen Viren impft, auch folgenden Kommentar als Reaktion geerntet.
69.
Ich bin selbst schwul und mich stört das Rumgetucke und Szenegetratsche meiner vermeitlich Gleichgesinnten, die irgendwo in den 90ern stehen geblieben sind. Ja der „Lifestyle”, Coolness in Kombination mit Gayness geht mir auf total den Keks! Wir schreiben dieses Jahr 40 Jahre Stonewall und auf den CSDs finden keine Erinnerungen statt, nur Brüste, Muskeln, Sekt, Party. Wo bleibt die Erinnerung an Stonewall, die Erinnerung an Aufruhr und Aufstand gegen die Polizei? Wo bleibt die Erinnerung an Sexualforscher, wie z.B. Magnus Hirschfeld oder Kinsey? Die CSDs werden nicht nur immer kommerzieller, sie werden unpolitischer, populistischer, niveauloser und sexistischer! Damit nicht genug: Ständig wird man auf dem CSD als schwuler Mann sexuell belästigt, bis hin zur strafbaren Nötigung, vor allem von älteren Männern, die junge schwule Jungs (Minderjährige!) für Freiwild und Frischfleisch halten! Überhaupt werden junge schwule Jungs in Homokreisen ständig ausgegrenzt, nicht nur weil man sie für „zu jung” verkauft, sondern weil gerade ältere Männer glauben, junge schwule Jungs seien nur Abspritzmaschinen, dabei sehen sich viee nur nach Liebe und Beziehung, wie jeder Jugendliche! Das Wort „Liebe” habe ich schon lange nicht mehr in schwulen Kreisen gehört, immer nur Ficken, Blasen und Stöhnen! In Schwimmbädern geht der Sexismus weiter, ich wurde schon so häufig angemacht, nirgendwo kann man als schwuler junger Mann oder Jugendlicher in Ruhe schwimmen, ohne von schwulen, fetten Männern beglotzt und begafft zu werden! Klar gibt’s das auch unter Heteros, da gibt’s Streitigkeiten über Sexisten, Machos und Schlampen! Stellt euch mal n Hetero-CSD vor, überall Titten, Machos und Hetero-Männer, die mit ihren Schwänzen wedeln. Feministinnen und Grüne würden auf die Barrikaden gehen! Schwule dürfen das, so wird Nötigung und damit Strafbarkeit salonfähig gemacht, indem man Sexismus und Machokultur, Tuckenhaftigkeit und Coolness zum Lifestyle erklärt, der mit Homosexualität NICHTS zu tun hat, sondern viel mit elitärer Besser- und Wichtigtuerei! Im Übrigen sollen Schwule mal sich an ihre eigene Nase fassen. Sie reden die ganze Zeit davon, dass sie ja wegen ihrerm Sexismus diskriminiert werden, selber diskriminieren sie aber Migranten pauschal als Täter und grenzen somit schwule Türken z.B. aus. Schwule greifen Heterosexuelle als „verklemmt” und „spießig” an und junge Schwule gelten häufig als fickwilliges Frischfleisch und nirgendwo darf über diese Missstände geredet werden, weil sofort alle „Diskriminierung” brüllen, womit sich die homosexuelle Szene als diskurs- und diskutierunfähig zeigt! Der Text von Gut ist schlecht, gut, aber er greift eine Thematik auf, die wichtig und richtig ist: Schwule sind nicht die besseren Menschen, nur weil sie schwul sind. Gut öffnet Türe und Tore für Kritik am schwulen Lifestyle. In einer freiheitlichen Gesellschaft muss die Homo-Szene den Diskurs wagen, statt sich ständig nur als Opfer zu präsentieren!
Anthony17 — 19. Oktober 2009, 7:31 #
Boah, das liegt mir seit Jahren auf der Zunge, seit ich diesen CSD-Rummel verfolge, und konnte es nie so formulieren. Sosehr ich Niggemeiers Ausführungen zustimme weil Gut’s Schreibe katastrophal ist, sosehr stimme ich Ihrer Meinungsäusserung zu. Ich bin der Meinung, dass sie zumindest einen Teil der Beweggründe Herrn Gut’s sind solche Artikel zu verfassen.
Haarspalter — 19. Oktober 2009, 8:21 #
Lieber Antony, ich muss Dir, wenn auch nicht in vollem Umfang zustimmen. Sicher sind diese Schwanzfixierten gerade für junge Schwule ein Problem, jedoch sehe ich das nicht nur so. Denn die so genannte „Community” ist keine wirkliche. Da gibt es nämlich auch Schwule, die nicht mit Geld um sich werfen können, nicht in Saunen und Clubs gehen können und deshalb ausgegrenzt werden. Und es gibt auch Schwule, die das magische Alter von 30! überschritten haben, sich aber auch nur nach Liebe sehnen und trotzdem aufgrund ihres Alters, nicht etwa wegen ihrem Charakter, diffamiert und ausgegrenzt werden. Ich selbst bin ein Meider der Szene geworden, allein aus den Gründen, die Du geschildert hast. Ausserdem bin ich nicht in der finanziellen Lage, mir das leisten zu können.
Andererseits: Es fällt auch auf, das in den Foren, zum Beispiel gayromeo.com, immer wieder Junge Schwule zu finden sind, die sich als Fickmaschinen gerasde älteren Schwulen geradezu aufdrängen und dann auch gezielt nach Bareback suchen. Es ist also nicht nur so, das die so genannten „Opas”, zu denen ganz offen wohl jeder zählt, der über 30! ist, nur mit ihrem Schwanz denken sondern eben auch junge Schwule.
Nun, ich weiß nun auch nicht, woher Du kommst und in wie weit es in deiner Gegend ein Schwulenzentrum gibt und/oder eine Schwule Jugendgruppe, denn in den einschlägigen Foren im Internet denken die meisten nur mit ihrem schwanz. Ich habe auch ein Profil bei gayromeo, allerdings eines, in dem explizit steht, das ich verheiratet bin, trotzdem werde ich immer wieder angebaggert.
Falls Du interesse hast, weiterhin mit mir über das Thema zu diskutieren, schreib mir einfach ne Mail.
Lutz — 19. Oktober 2009, 8:35 #
Es soll ja Menschen geben, die nicht auf Anhieb einfach klar kommen mit ihrer Homosexualität. Jugendliche etwa, die sich ihrer Identität nicht sicher sind, oder religiöse Menschen, die das Gefühl haben, Gott finde es nicht gut, oder sonst irgendetwas sei nicht gut an ihrer Homoxesualität. Sie sind gut beraten, über ihre Probleme mit Leuten zu sprechen, die helfen können, so wie jeder andere, der Probleme mit irgendwas hat. Therapeuten zum Beispiel. Auf dem christlichen Sektor gibt es da u.a. auch solche Therapeuten. Sie wollen den Menschen helfen, klarzukommen mit ihrer Homosexualität oder andere Wege zu finden. Auf einem Jugendfestival, auf dem es 350 Seminare gab, von Bewerbungshilfen über Sport- oder Tanzseminaren etc. gab es auch eines, das sich mit dem Thema Homosexualität befasste. Nichts Schlimmes, sollte man denken, aber eine rieisige Maschinerie lief an, Homosexuelle im ganzen Land machten sich auf, einen Kreuzzug gegen das gesamte Festival zu starten. Das gesamte Festival sollte abgesagt werden (obwohl die Anbieter des besagten Seminares es bereits längst abgesagt hatten), alle Teilnehmer des Festivals wurden zu Irrsinnigen erklärt, die Veranstalter werden bis auf den heutigen Tag als Hassprediger verunglimpft und auf jeder Veranstaltung, auf der sie seit dem auftreten, mit Demonstrationen empfangen. Angebote zum Dialog und zum Aufklären von Missverständnissen wurden und werden rigoros, dogmatisch, teilweise fanatisch, abgelehnt. Den Namen des Festivals damals (Christival) versuchten die Schwulen in ein Synonym für Schwulenhass zu verwandeln. Angesichts dessen erscheint vieles von dem, was Gut schreibt, inzwischen gar nicht so abwegig.
jojo — 19. Oktober 2009, 10:01
Ja, ich habe auch ein Problem mit dem CSD. Vermarktungstechnisch zu sehr auf große Institutionen eingegangen. Und wie kommt es dazu, dass es auch dort sexualisiert zugeht? Läßt die Gesellschaft eine entsexualisierten Protest der LBST zu?
Warum viele (natürlich nicht alle) der Leute, die beim CSD mitgehen sich SO aufführen, war die Frage, nämlich auch dann wenn es nciht repräsentativ ist?! Viele, das weiß ich aus Gesprächen fühlen sich dazu genötigt: Erstens mit zu gehen, und zweitens, dies wie einen sexualisierten Karneval ablaufen zu lassen.
Erstens wird man von Freunden gezwungen, weil der CSD die einzige GROßE Projektionsfläche für LBST-Belange ist (was natürlich auch ein Fehler der Gesellschaft ist). Das zweite Problem ist wiederum, dass die meisten LBST nur akzeptiert werden, wenn sie sich klischee-rollenmäßig Verhalten. Ich fange an auf der Fernsehrebene: Hella von Sinnen gibt seit Jahren die ‚butch’, wie man sie gar nicht besser/schlechter geben kann, Thomas Herrmans spielt den Disco-Schwulen, Dirk Bach kichert mittlerweile immer mehr, als wär er eine Figur von Martin Reinl ;) etc.
Schwule Männer werden von der Gesellschaft überhaupt nur dann akzeptiert, wenn sie die ‚Tunte’ geben, oder den obermännlichen Allespenetrierer (vgl. dazu auch die Sendung ‚Queer as Folk’).
Lesben müssen ‚butch’ oder ‚femme’ sein, alles andere passt einfach nicht.
Wie weit andere Mechanismen gehen zeigt sich ja an Fällen in den USA, wo Lehrer angezeigt und gefeuert worden waren, weil sie sich nicht so verhalten haben und ihr ‚coming-out’ nicht gefeiert haben. Man machte ihnen den Vorwurf die Umgebenden (andree Lehrer, die Kinder) somit getäuscht zu haben. Ich verweise zu guter letzt für jeden, der sich mit diesen Mechanismen auseinandersetzen möchte auf die Veröffentlichungen von Andreas Kraß. (wenn ich darf).
lawrence — 19. Oktober 2009, 10:17
Wer nicht den Artikel lesen will, kann sich die plumpe Demagogie des konformierten Tugendwächters an diesem Beispiel vorführen lassen:
Früher war es ein Tabu Homosexuell zu sein, heute ist es ein Tabu seine Meinung über Homosexualität zu äussern. Fragt sich was schlimmer ist.
Harald Eisenmann — 19. Oktober 2009, 14:33
@Harald Eisenmann: Was ist denn Ihre (oder Philipp Guts) „Meinung über Homosexualität”? Haben Sie auch eine Meinung zum Schwarzsein von Menschen oder zur Erdanziehungskraft?
Stefan Niggemeier — 19. Oktober 2009, 14:43
Man muß allerdings befürchten, daß er so begriffstutzig ist, wie er sich gibt und nicht nur ein billiger Demagoge aus der gleichen unteren Schublade wie der Welt-Autor Gut. Andererseits ist das nur eine scheinbare Dichotomie. Das Sichblödstellen an der Oberfläche aus bewußter Strategie und das tatsächlich zu blöd Sein folgen dem gleichen Prinzip, nur produziert man Letzteres auf einer strategisch unbewußt gehaltenen Ebene.
Nur zur Sicherheit, falls das jemand liest, der nur soweit eingelullt ist, daß er froh ist, wenn einer ihm was zeigt, von dem er nachher denkt: “Ach ja, stimmt. Komisch, daß es mir nicht gleich aufgefallen ist!”:
Der primitive rhetorische Trick von Niggermeier und unzähligen anderen aus der Klasse der tapferen selbstherrlichen Konformisten mit der opportunistischen logischen Diskriminationsschwäche besteht im Zumuten und Voraussetzen eines sogenannten logischen Kategorienfehlers:
Sogenannte Homosexualität fiele nur dann in dieselbe Kategorie wie schwarze Hautfarbe, wenn sie eine genetisch bedingte phänotypische Variante, aber gleich physiologisch funktionale Art Sexualität wäre. Der Vergleich der Sinnlosigkeit, dazu “eine Meinung” zu haben, setzt also die Zustimmung zur Theorie der genetischen Bedingtheit des Homoerotischen voraus und zusätzlich die Leugnung oder Nichtbeachtung ihrer organisch funktionellen und generativ (also nicht bloß erotisch) sexuellen Dysfunktionalität.
Natürlich gilt beides schon für den modischen Trick der Gleichkategorisierung von Homoerotik bzw. Homophilie und Heterosexualität mit dem falschen Begriff Homosexualität.
Die erlebte Dissoziation des Zieles des erotischen Begehrens von dem der organisch bedingten prokreativ sexuellen Funktion ist per se dysfunktional, also eine Funktionsstörung, die, wenn man den derzeitigen (üblen, aber normierten) Gebrauch des Vokabulars aus der Medizin und Psychologie so anwendet wie bei allen anderen Dissoziationen auch, als eine “psychische Krankheit” bzw. eine “Persönlichkeitsstörung” oder “psycho-sexuelle Dissoziationsstörung” u.Ä. zu bezeichnen wäre.
Oder wie vor dem Zeitpunkt, als die politische Lobby der Homophilen die APA (American Association of Psychiatrists) solang unter Druck gesetzt hat, bis sie per Abstimmungsmehrheit (!) – als singuläre Vorgehensweise in ihrer Geschichte – die “Homosexualität” aus der Liste der psychiatrischen Diagnosen (DSM-IV) gestrichen hat, als “sexuelle Perversion”. Als eine in der Liste derer, die auch Fetischismus, Sadismus, Masochismus, Sodomie, Nekrophilie und Pädophilie beinhaltete.
Genauso wie die erst in jüngster Zeit so benannte “Pädosexualität”, die man zum größten Teil noch immer als Pädophilie bezeichnet, um ganz sicher zu stellen, daß die Hörer und Leser sie eben nicht für eine naturgegebene normale Variante von sogenannter sexueller Orientierung, einem schicksalhaft eigen und somit persönlich und gesellschaftlich zu akzeptieren und rechtlich mit Heterosexualität und Homosexualität gleichzustellen betrachten.
(Zumindest noch nicht, da z. B. Volker Beck von den deutschen “Grünen” diese normative und politische Entwicklung schon vor längerer Zeit als Ziel dargestellt hat.)
Noch billiger und dämlicher gibt es der Blogautor mit der kategorialen Gleichsetzung von “Homosexualität” mit der Gravitation; hier hätte er extreme Über- oder Untergewichtigkeit anführen müssen, um die logische Kategorie halbwegs vertretbar zu treffen.
Eine Leistung an selektiver Selbstwahrnehmung von beachtlicher Dimension ist aber in dieser wie in sonstigen progressivistischen Hetzereien gegen Widersprecher, daß sie ausblenden, wie austauschbar ihre übliche üble Demagogie mit der der jeweils Attackierten ist.